Gustav Klimts Kunst ist in Wien allgegenwärtig.
Doch nur eines seiner Ateliers ist als solches erhalten geblieben. Tatsächlich kommt man dem Arbeitsumfeld des Jugendstilmalers kaum näher. Nach einem Spaziergang durch das nahe Schloss Schönbrunn besuchte ich einmal die Klimt-Villa im 13. Bezirk Hietzing. Sie ist das Ergebnis eines hartnäckigen Versuchs, Authentizität an einem Ort wiederherzustellen, der sich innerhalb weniger Jahrzehnte rasant verändert hat.

Unter St. Veit ist ruhig und vorstädtisch, genau das Gegenteil von Klimts früheren Ateliers. Nur einen Steinwurf von der Straßenbahnhaltestelle entfernt liegt die weiße neobarocke Villa inmitten eines weitläufigen Parks. Als Klimt dort von 1911 bis zu seinem Tod 1918 sein Atelier nutzte, sahen Haus und Garten definitiv anders aus: Im Wien der Jahrhundertwende fand man ein ruhiges, einstöckiges Cottage mit einem wildromantischen Garten voller Obstbäume, Sträucher, Blumen, Singvögel und Hummeln. Eines ist also sicher: Klimt lebte nicht in der luxuriösen Villa, die Sie sehen. Obwohl der Name Klimt-Villa etwas irreführend ist, handelt es sich um den lokalen Namen des Gebäudes.
Im Inneren wurde Klimts ursprünglicher Wohnbereich im Erdgeschoss sorgfältig restauriert, um seinen Arbeitsplatz widerzuspiegeln. Beim Betreten wird Klimts Atelier durch ein großes rechteckiges Fenster, das in den weitläufigen Garten führt, lichtdurchflutet. Während seiner Jahre in der Feldmühlgasse schuf Klimt in diesem Atelier angeblich zwölf Gemälde und Hunderte von Zeichnungen. Die Staffeleien zeigen Repliken von "Braut und Dame mit Fächer", die Klimt dort malte. Auf der gestreiften Matratze liegen einige Kleidungsstücke und Zeichnungen.
Klimts Garten
Draußen im Garten bin ich von der großen Treppe und dem filigranen gusseisernen Geländer fasziniert. Bei der Restaurierung des Gebäudes entschied sich das Bundesdenkmalamt gegen den Abriss der fast 100 Jahre alten Villa, um Klimts ursprüngliches Häuschen freizulegen. Gut so. Allerdings dürfte es recht einfach sein, den ursprünglichen Bauerngarten wiederherzustellen.
Klimts Gemälde "Obstgarten mit Rosen" entstand 1912 während seiner Zeit in der Feldmühlgasse (Foto unten).
Der eigentliche Garten sieht heute jedoch ganz anders aus. Da Klimt Katzen liebte und viele davon in seinem Häuschen hielt, war es ein erstaunlicher Zufall, dass mir vermutlich einer ihrer Nachfolger im Garten über den Weg lief!
