Spektakuläre Flucht
Die wohl spektakulärste Flucht in den vergangenen 20 Jahren gelang am 13. April 2005 einem danach wegen Geldfälschung verurteilten Bulgaren. Kurz nachdem er in der JA Josefstadt in Untersuchungshaft genommen wurde, erhielt er Besuch von seinem "Anwalt". Der Komplize hatte einen entsprechenden Ausweis verfälscht und in einem Pilotenkoffer einen Anzug und eine Brille mitgebracht, mit denen sich der Häftling verkleidete. Gemeinsam schlenderte das Duo dann aus dem Halbgesperre genannten Bereich, in dem die Treffen zwischen Verteidigern und Mandanten stattfinden.
International gesehen ist auch das noch wenig aufsehenerregend. Im 21. Jahrhundert bisher unerreicht erscheint der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán, dem zweimal die Flucht aus Hochsicherheitsgefängnissen in seiner Heimat gelang. Am 19. Jänner 2001 bestach Guzmán, Chef des Sinaloa-Kartells, Gefängnismitarbeiter und wurde versteckt in einem Wäschekarren in die Freiheit geschmuggelt.
Nach 13 Jahren wurde er gefasst und kam in eine weitere Hochsicherheitseinheit. Auch dort blieb er nicht lange: Am 21. Juli 2015 wurde "El Chapo" kurz vor 21 Uhr das letzte Mal von den Überwachungskameras in seiner Zelle erfasst, ehe er durch ein kleines Loch in der Duschtasse in einem von seinen Komplizen gegrabenen 1,5 Kilometer langen Tunnel verschwand.

Seit 29 Jahren auf der Flucht
Ein Jahr später wurde er neuerlich festgenommen, was laut Justizministerium in Österreich sogar ungewöhnlich lang wäre. Mehr als die Hälfte der Ausgebrochenen oder Entwichenen wurden seit 2014 innerhalb einer Woche wieder eingeliefert oder kehrte von selbst zurück. Der überwiegende Rest war nach spätestens einem Monat wieder in einer Zelle. Nur in Einzelfällen gelingt es Flüchtigen, erfolgreich unterzutauchen: Der wohl bekannteste Fall ist der 68 Jahre alte Tibor Foco, der vor 29 Jahren in Linz verschwunden ist.